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    Speculation
    Projekt
    Parks. No Parks. Glitch. XXX
    Kunde

    for Jacobin Deutschland

    Jahr
    2021
    Ort
    Park. No Park. Glitch., Future, Future, Future
    • "Nach diesem Jahr brauchen wir alle eine Pause" schreibt die deutsche Ausgabe des JACOBIN Magazine in der Ankündigung ihrer 5. Ausgabe: "Wie wir uns mehr Freizeit und weniger Arbeit erkämpfen können, erfährst Du in der neuen JACOBIN-Ausgabe." Als einen der Räume in denen wir Pausen verbringen, hat die Redaktion den Park identifiziert. Und wie das immer so ist, den Park gibt es nicht - sondern da sind nur viele Inkarnationen eines ähnlichen Konzepts - Parks im Plural: Parks. In jedem Fall hat JACOBIN, namentlich Jonas Junack, uns darum gebeten, darüber nachzudenken wie Parks in der Zukunft aussehen könnten. Das Ergebnis ist in JACOBIN No. 5: Pause zu sehen.
    team c/o now
    Tobias Hönig, Andrijana Ivanda, Markus Rampl, Paul Reinhardt, Duy An Tran
    Redaktionsleitung
    Jonas Junack
    special thanks
    ...to Christian von Borries, Matteo Trentini and many others for sharing their reflections and thoughts that have been echoed or/and sampled in this work!
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    © JACOBIN

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    Als die Menschen sesshaft wurden, begann die Domestizierung von Pflanzen und Tieren. Im Rahmen von Subsistenzwirtschaften entstanden die ersten Gärten, Felder und Stallungen. Jene, die stark und mutig, aber auch skrupellos genug waren, Ernten und Erträge mit Gewalt an sich zu reißen, wurden zu Herrschenden. Sie betrieben schon bald nicht mehr selbst Ackerbau oder Viehzucht, sondern nahmen sich von dem, was die anderen produzierten. Ihre eigenen Gärten mussten niemanden mehr ernähren. Sie wurden zu Parks. Zum Abbild ihrer Macht. Und zum Abbild der von ihnen etablierten Ordnungen. Orte des Jagens und Spielens entstanden. In diesen, den Herrschenden vorbehaltenen Landschaften, blieben sie von den Auswirkungen der Industrialisierung verschont, fern der entstehenden Großstädte und »ohne Sorge« (franz. »sans souci«). In den Parks entstanden Schmuckbauernhöfe und Marie-Antoinette ließ ein ganzes Spieldorf im Park von Versailles errichten. Mit einer Schaufel aus purem Silber und Eimerchen aus kunstvoll verzierter Keramik übte sie sich dort im einfachen Leben. Als die einfachen Leute den Kuchen satthatten, öffneten sich die Parks um des Friedens willen auch für sie. Schon bald wurden öffentliche Anlagen zu einer Typologie, mit der einerseits die Erholung und andererseits die Disziplinierung der Arbeitenden sichergestellt werden konnte. Als sie jedoch mit Nachdruck begannen, sich zu emanzipieren, besetzten sie die Parkflächen als eigene Frei- und Ausdrucksräume ihrer Kulturen. Euphorische Momente fanden in erneuten, drastischen Disziplinarmaßnahmen ihr Ende. Zu ordnen blieb das Prinzip der Parks. Neue Paradigmen hießen: Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Verkehr. Dazwischen und drumherum: Parks. Wohnparks, Freizeitparks, Gewerbeparks, Büroparks. Parkhäuser. Stadt. Land. Beschleunigung. Mit den großen Krisen, insbesondere der Krise des Urbanen, wurden die Parks zu Kampfplätzen. Am 1. Mai 1989 forderte Donald Trump in einer ganzseitigen Anzeige der »New York Times«: »Bring back the death penalty. Bring back our police!« Dreizehn Jahre später stellt sich die Unschuld der sogenannten »Central Park Five«, denen dieser Aufruf galt, heraus. Nach einem halben Leben in Haft kommen sie wieder auf freien Fuß. Fukuyamas »End of History and the Last Man« ist da selbst schon wieder Geschichte. Es bleiben Negationen: Arbeit – keine Arbeit; Wohnen – nicht Wohnen; Freizeit – keine Freizeit; Verkehr – kein Verkehr. Krise. Crisis. Kriza. Die Erkenntnis, dass es nichts Natürliches mehr auf diesem Planeten gibt, dass auch der letzte Winkel der Erde von menschlichem Handeln bestimmt wird, kommt zu spät. Das Anthropozän führt direkt zu Blackouts. Selbst Quantencomputer können heute nicht mit Sicherheit sagen, was dann passiert ist. Überhaupt geben sie kaum Antwort. Glitch, Glitch und nochmals Glitch. Die Zukunft versteckt in einem elektronischen Kaffeesatz. Die Rechner machen keinen Unterschied: Hominibus; Animalia; Fungi; Virae; Plantae; Chromista; Protozoe; Bacteria. Parks. Keine Parks. Der konstruierte Unterschied von Stadt und Land wurde in der Vergangenheit zurückgelassen. Menschen haben entschieden, sich in Humanhabitate (HH) zurückzuziehen, ihre Ernährung mit den unmittelbar angeschlossenen Farmlands (FL) zu sichern und über das Infrastrukturnetz (IN) nur das Nötigste zu importieren. Es wird wieder gereist und nicht gejettet. Die Welt ist auf Orte und Wege zusammengeschrumpft. Was dazwischen liegt, beobachtendie Menschen nur aus der Ferne. Es gibt keine Parks mehr. Die Habitate bieten öffentlichen, kommunen Raum, der auch ohne Reservate die Qualitäten bietet, die früher den Parks zugeschrieben wurden. Um die Habitate herum wurden einst Bufferzones eingerichtet, um zwischen Menschen und dem restlichen den Planeten bewohnenden Leben wieder den nötigen Abstand zu schaffen. Hier zersetzten sich Schritt für Schritt jene romantischen Vorstellungen, die die Menschen sich über fast zweieinhalb Jahrtausende von einer domestizierten und dennoch als kosmischer Wahrheit verehrten Natur gemacht haben. Im Angesicht der Ruinen dieser Vorstellungen, der Ruinen der Arbeitswelten von einst, der sich daraus entwickelnden Kulturen und der ersten robotischen Maschinen, die den Beginn der Befreiung von der Lohnarbeit und damit der alten Herrschaft einläuteten, entwickelten sich andere, dritte, hybride Räume. Kitsch-Glitch: Hier begegnen die Menschen nun sich selbst. Individuell. Kommun. Einig und gespalten. Diskutierend und wortlos. Hier begegnen sie Animalia; Fungi; Virae; Plantae; Chromista; Protozoe; Bacteria. Und dem Glitch. Hier machen Dinge plötzlich Sinn. Anderes wirkt wie bloßer Unsinn. Hier ist nicht das Ende der Welt. Sondern der Anfang von etwas Neuem.

    © c/o now

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    Unsere Arbeit für JACOBIN steht unter starkem Einfluss des Computerspiels Sim City (1989), von dem wir nicht nur sagen würden, dass es uns mehr über die Stadt gelehrt hat als viele Fachpublikationen - die referenzierten Publikationen im Manual des Spiels wiederum waren bemerkenswert -, sondern wir würden sogar die provokante These aufstellen, dass es sich bei Sim City um das letzte, große, ernst zunehmende Stadtmodell handelt.

    Xardox at en.wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons

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    Glitch-Flächen in der Collage verweisen auf Luciana Parisi und Stamatia Portanovas Text “Soft thought (in architecture and choreography)", in den Christian von Borries uns eingeführt hat und hinter dem sich wiederum die Hoffnung verbirgt, von uns gerade einmal als Glitch zu bezeichnende Ergebnisse noch unvorstellbarer Rechnerleistungen könnten eines Tages ungeahnte Perspektiven öffnen. Romance is a ticket to paradise. Glitch maybe.

    https://flickr.com/people/68716054@N00/ Rosa Menkman], CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

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    Das Bild zeigt ein Nagelhaus in Chongqing, wie es auch in der Collage zu sehen ist. Laut Wikipedia ist ein Nagelhaus ein Verballhornung des chinesischen Neologismus "dīngzihù" (wörtlich: "Nagelhaushalt oder [Haus-]Halter"), der sich entweder auf eine Person bezieht, die sich weigert, ihr Haus zu räumen, um Platz für eine Bebauung zu schaffen, oder auf das Haus selbst. Der chinesische Begriff, der von Bauträgern geprägt wurde, kommt daher, dass diese Häuser wie ein Nagel herausragen, der weder herausgezogen noch eingeschlagen werden kann.Das Nagelhaus in Chongqing steht stellvertretend für jede Art von Holdout. Ein Holdout wiederum ist ein Grundstück, das nicht Teil einer größeren Immobilienentwicklung wurde, weil der Eigentümer sich entweder weigerte zu verkaufen oder mehr wollte, als der Entwickler zu zahlen bereit ist.

    zola aka. Zhou Shuguang (周曙光), CC BY-SA 2.5 , via Wikimedia Commons

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